KÜNSTLERThomas Prautsch
Thomas Prautsch wurde 1965 in Frankfurt am Main geboren. Seit 1988 studierte er an der Kunstakademie Münster bei Ludmilla von Arseniew und Timm Ulrichs, bei denen er ab 1991 Meisterschüler war. Er erhielt für seine Gemälde, die Manfred Schneckenburger „schiere Malerei“ nannte, viele Stipendien, so schon 1993 das Max-Ernst-Stipendium, Brühl, 1995 das Europa-Stipendium der Kunstakademie Münster in Italien, im Jahr darauf das Irland-Stipendium der Stiftung Andreas Hillmoth-Gocke. Im Jahr 2000 bekam er das Graduiertenstipendium des Landes Nordrhein-Westfalen und den Caspar-Zumbusch-Preis. Er lebt und arbeitet in Münster.
Thomas Prautschs Malerei ist immer auch eine Untersuchung der malerischen Mittel. Dennoch ist er kein Analytiker, der kühlen Verstandes sein Metier misst. Vielmehr ist seine Malerei im wahrsten Sinne handgreiflich, denn er bearbeitet die Farbe auf dem Bildfeld tatsächlich auch mit den Händen. Alle seine Arbeiten erzählen daher von seinem Duktus, von der Führung des vielgestaltigen Pinselstrichs. Der Betrachter spürt gleichsam den überaus präzisen Akt der konstruierenden malerischen Tat, die in ihrer zeichenhaften und gestischen Kraft von einer fast heroischen Größe und Ruhe ist. Entsprechend monumental wirken die wenigen Motive, denen er sich widmet: Landschaften, Stadtansichten, Feuerbilder und eben Treppenbilder.
Diese Treppenbilder legt er in massiven, dunklen Farbschichten auf der Bildfläche an: In den 90er Jahren mischt er noch Eitempera in die Ölfarbe, so dass die Bilder einen sehr stumpfen Eindruck hinterlassen. Inzwischen ist ihm der „Tiefenglanz der Farbe“ so wichtig, dass er eine ölhaltige Harzölfarbe bevorzugt. Fernab von deskriptiver Wirklichkeitsnachahmung scheinen seine Gemälde in einem abstrakten Bildgeschehen aufzugehen. Dabei sind diese Bilder aus überraschenden Malgesten, rechtwinkligen Formgebilden und sich räumlich aufbauendem Relief fest gefügt. Deshalb ist die Wahl der Treppenmotive auch so sinnfällig. Jedoch bricht ihre Statik auf, man meint einer leichten Bewegung gewahr zu werden. Sie rührt von violetten und blaugrauen Schlieren und Lichtern her, in denen man Moosbewuchs und Feuchtigkeit, im tiefen Schatten leises Sonnenglitzern zu erkennen glaubt.